Hier werden die Unterschiede zwischen zwei Versionen gezeigt.
Beide Seiten, vorherige Überarbeitung Vorherige Überarbeitung Nächste Überarbeitung | Vorherige Überarbeitung | ||
betrdi:bahn [2018/10/30 14:33] brodesser [Erkundung, Erstmaßnahmen] |
betrdi:bahn [2022/12/07 09:36] (aktuell) brodesser [Einsatzplanung, Kräfteansatz] |
||
---|---|---|---|
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
- | ====== Bt 04 (Entwurf) | + | ====== Bt 04 ====== |
====== Standardeinsatzregel (SER) „Außerplanmäßig endende Züge“ ====== | ====== Standardeinsatzregel (SER) „Außerplanmäßig endende Züge“ ====== | ||
Zeile 7: | Zeile 7: | ||
===== Vorbemerkung ===== | ===== Vorbemerkung ===== | ||
- | Insbesondere bei Schlechtwetterereignissen wie Orkan, Starkregen und starkem Schneefall kann es zu Betriebsstörungen auf Eisenbahnstrecken kommen. Grund ist häufig das Hineinstürzen von Bäumen o.ä. in die Oberleitungen mit der Folge, dass die Stromversorgung der Züge nicht mehr gegeben ist. Starkregensituationen können zur Unterspülung des Gleiskörpers führen und damit ebenfalls die Weiterfahrt von Zügen behindern. \\ | + | Insbesondere bei Schlechtwetterereignissen wie Orkan, Starkregen und starkem Schneefall kann es zu Betriebsstörungen auf Eisenbahnstrecken kommen. Grund ist häufig das Hineinstürzen von Bäumen o.ä. auf den Fahrweg oder auch in die Oberleitungen mit der Folge, dass die Strecke unbefahrbar oder die Stromversorgung der Züge nicht mehr gegeben ist. Starkregensituationen können zur Unterspülung des Gleiskörpers führen und damit ebenfalls die Weiterfahrt von Zügen behindern. \\ |
- | Im weiteren Verlauf führen solche Ereignisse häufig zur Blockierung ganzer Streckenabschnitte; | + | Im weiteren Verlauf führen solche Ereignisse häufig zur Blockierung ganzer Streckenabschnitte; |
===== TOP-Bahnhöfe ===== | ===== TOP-Bahnhöfe ===== | ||
- | Die DB Fernverkehr hat den Einsatz der Übernachtungszüge | + | Die DB Fernverkehr hat den Einsatz der Aufenthaltszüge |
^ Übernachtungsset | ^ Übernachtungsset | ||
|{{: | |{{: | ||
Zeile 28: | Zeile 28: | ||
Anders ist dies dann, wenn Züge ungeplant an Unterwegsbahnhöfen enden müssen, die selbst schon von dem Schadensereignis betroffen sind oder kurzfristig in den Einzugsbereich der Schadenslage gelangen können. Dort ist es denkbar, dass Bevölkerungsschutzbehörden tätig werden; deren Einsatzmaßnahmen haben dann Vorrang. Sinnvollerweise sollte aber auch in diesen Fällen die Betreuung in den Zügen zur Entlastung der Einsatzleitung als ein Abschnitt des Gesamteinsatz betrachtet werden, der vom DRK in eigener Regie abgearbeitet werden kann. Die Entscheidung hierfür sollte dem Krisenstab oder der Einsatzleitung durch den jeweiligen Fachberater des DRK vorgeschlagen werden. | Anders ist dies dann, wenn Züge ungeplant an Unterwegsbahnhöfen enden müssen, die selbst schon von dem Schadensereignis betroffen sind oder kurzfristig in den Einzugsbereich der Schadenslage gelangen können. Dort ist es denkbar, dass Bevölkerungsschutzbehörden tätig werden; deren Einsatzmaßnahmen haben dann Vorrang. Sinnvollerweise sollte aber auch in diesen Fällen die Betreuung in den Zügen zur Entlastung der Einsatzleitung als ein Abschnitt des Gesamteinsatz betrachtet werden, der vom DRK in eigener Regie abgearbeitet werden kann. Die Entscheidung hierfür sollte dem Krisenstab oder der Einsatzleitung durch den jeweiligen Fachberater des DRK vorgeschlagen werden. | ||
- | Auch die Abrechnung | + | Die Abrechnung |
===== Einsatzplanung, | ===== Einsatzplanung, | ||
Zeile 35: | Zeile 35: | ||
Auf Grund der Länge eines 8-Wagen-Zuges (beim ICE 3 mehr als 200 Meter) ist eine Abschnittsbildung für die Einsatzmaßnahmen sinnvoll. \\ | Auf Grund der Länge eines 8-Wagen-Zuges (beim ICE 3 mehr als 200 Meter) ist eine Abschnittsbildung für die Einsatzmaßnahmen sinnvoll. \\ | ||
Gleichzeitig ist davon auszugehen, dass das Bewegen der Einsatzkräfte im Zug durch die relative Enge der Gänge zwischen den Sitzreihen eingeschränkt ist. \\ | Gleichzeitig ist davon auszugehen, dass das Bewegen der Einsatzkräfte im Zug durch die relative Enge der Gänge zwischen den Sitzreihen eingeschränkt ist. \\ | ||
- | Für den Einsatz empfiehlt es sich daher, für einen Zug mit 8 Wagen eine Betreuungsstaffel 1/5/6 sowie einen Sanitätstrupp 1/1/2 einzusetzen.((Bei kürzeren Zügen des Regionalverkehrs wird eine Abschnittsbildung nicht erforderlich sein, dennoch sollte auch hier der Kräfteansatz mindestens aus einem Betreuungstrupp 1/1/__2__ und einem Sanitätstrupp 1/1/__2__ bestehen.)) Der Staffelführer übernimmt die Einsatzleitung gem. DRK-DV 100, Führungsstufe A („Führen ohne Führungseinheit“), | + | Für den Einsatz empfiehlt es sich daher, für einen Zug mit 8 Wagen eine Betreuungsstaffel 1/5/__6__ sowie einen Sanitätstrupp 1/1/__2__ einzusetzen.((Bei kürzeren Zügen des Regionalverkehrs wird eine Abschnittsbildung nicht erforderlich sein, dennoch sollte auch hier der Kräfteansatz mindestens aus einem Betreuungstrupp 1/1/__2__ und einem Sanitätstrupp 1/1/__2__ bestehen.)) Der Staffelführer übernimmt die Einsatzleitung gem. DRK-DV 100, Führungsstufe A („Führen ohne Führungseinheit“), |
Der Kräfteansatz für einen Zug mit 8 Wagen beläuft sich somit auf: \\ | Der Kräfteansatz für einen Zug mit 8 Wagen beläuft sich somit auf: \\ | ||
1 Betreuungsstaffel 1/5/__6__ \\ | 1 Betreuungsstaffel 1/5/__6__ \\ | ||
Zeile 43: | Zeile 43: | ||
Materiell ist für den Einsatz unmittelbar am Zug (Bahnsteig und im Zug) einzuplanen: | Materiell ist für den Einsatz unmittelbar am Zug (Bahnsteig und im Zug) einzuplanen: | ||
2 Betreuungsrucksäcke (1 Betreuungsrucksack je Betreuungstrupp) \\ | 2 Betreuungsrucksäcke (1 Betreuungsrucksack je Betreuungstrupp) \\ | ||
- | 1 Rucksack | + | 1 Rucksack |
1 Sanitätsrucksack (beim Sanitätstrupp) \\ | 1 Sanitätsrucksack (beim Sanitätstrupp) \\ | ||
Aufgrund der relativ langen zurückzulegenden Wege sind sowohl der Staffelführer als auch die Truppführer der Betreuungstrupps sowie des Sanitätstrupps mit einem Funkgerät (vorteilhafterweise BOS-Digitalfunk im DMO-Betrieb) auszustatten. \\ | Aufgrund der relativ langen zurückzulegenden Wege sind sowohl der Staffelführer als auch die Truppführer der Betreuungstrupps sowie des Sanitätstrupps mit einem Funkgerät (vorteilhafterweise BOS-Digitalfunk im DMO-Betrieb) auszustatten. \\ | ||
Zeile 55: | Zeile 55: | ||
Im Hintergrunddienst ist der Einsatzführungsdienst des Kreisverbandes zu aktivieren, um im weiteren Verlauf erforderliche Unterstützung organisieren und heranführen zu können. \\ | Im Hintergrunddienst ist der Einsatzführungsdienst des Kreisverbandes zu aktivieren, um im weiteren Verlauf erforderliche Unterstützung organisieren und heranführen zu können. \\ | ||
- | Sind an einem Bahnhof mehrere liegengebliebene Züge zu betreuen, ist für jeden dieser Züge die vorgenannte Einsatzkonfiguration vorzuplanen (bei 2 Zügen - Zielgröße 600 Fahrgäste - also zwei Betreuungsstaffeln und zwei Sanitätstrupps, | + | Sind an einem Bahnhof mehrere liegengebliebene Züge zu betreuen, ist für jeden dieser Züge die vorgenannte Einsatzkonfiguration vorzuplanen (bei 2 Zügen - Zielgröße 600 Fahrgäste - also zwei Betreuungsstaffeln und zwei Sanitätstrupps, |
- | Zu beachten ist: der Einsatz an im Bahnhof stehenden Zügen erfolgt in durch Enge und lange Wege, teilweise auch Treppen und nur in geringem Maße verfügbare Aufzugsanlagen gekennzeichneten Rahmenbedingungen. Es ist also angezeigt, die Einsatzkräfte auf dem Bahnsteig nur mit leichter Einsatzausstattung einzusetzen. Hier sind Rucksäcke das Mittel der Wahl, da bei ihrem Transport beide Hände frei bleiben und sie auch leicht - z.B. in den Übergangsbereichen zwischen Eisenbahnwagen - abgelegt werden können, um im Wagen selbst Hilfen zu bringen. Alle weiteren Hilfsmaßnahmen - z.B. sanitätsdienstliche Unterstützung, | + | Zu beachten ist: der Einsatz an im Bahnhof stehenden Zügen erfolgt in durch Enge und lange Wege, teilweise auch Treppen und nur in geringem Maße verfügbare Aufzugsanlagen gekennzeichneten Rahmenbedingungen. Es ist also angezeigt, die Einsatzkräfte auf dem Bahnsteig nur mit leichter Einsatzausstattung einzusetzen. Hier sind Rucksäcke das Mittel der Wahl, da bei ihrem Transport beide Hände frei bleiben und sie auch leicht - z.B. in den Übergangsbereichen zwischen Eisenbahnwagen - abgelegt werden können, um im Wagen selbst Hilfen zu bringen. Alle weiteren Hilfsmaßnahmen - z.B. sanitätsdienstliche Unterstützung, |
===== Einsatzmaßnahmen ===== | ===== Einsatzmaßnahmen ===== | ||
Zeile 64: | Zeile 64: | ||
Reisende mit medizinischen Problemen werden sofort per Funk unter Angabe der Wagennummer an den Staffelführer gemeldet; das Fenster zum Bahnsteig hin wird an dieser Stelle mit einem blauen Haftnotizzettel von innen als Orientierungshilfe für den Sanitätstrupp markiert. Der Sanitätstrupp verlegt auf dem Bahnsteig an die Tür des betreffenden Wagens und betritt diesen erst dort (kein „Durchkämpfen“ durch ggf. durch Reisende blockierte Gänge benachbarter Wagen). Nach der Erste-Hilfe-Leistung wird der Haftnotizzettel entfernt; soweit ein Einsatz des Rettungsdienstes erforderlich wird, verbleibt eine Einsatzkraft des Sanitätstrupps beim Patienten; die zweite Einsatzkraft des Sanitätstrupps meldet sich, falls möglich, wieder frei für ggf. weitere sanitätsdienstliche Maßnahmen. \\ | Reisende mit medizinischen Problemen werden sofort per Funk unter Angabe der Wagennummer an den Staffelführer gemeldet; das Fenster zum Bahnsteig hin wird an dieser Stelle mit einem blauen Haftnotizzettel von innen als Orientierungshilfe für den Sanitätstrupp markiert. Der Sanitätstrupp verlegt auf dem Bahnsteig an die Tür des betreffenden Wagens und betritt diesen erst dort (kein „Durchkämpfen“ durch ggf. durch Reisende blockierte Gänge benachbarter Wagen). Nach der Erste-Hilfe-Leistung wird der Haftnotizzettel entfernt; soweit ein Einsatz des Rettungsdienstes erforderlich wird, verbleibt eine Einsatzkraft des Sanitätstrupps beim Patienten; die zweite Einsatzkraft des Sanitätstrupps meldet sich, falls möglich, wieder frei für ggf. weitere sanitätsdienstliche Maßnahmen. \\ | ||
Die Ersterkundung hat - neben der Hilfe für Reisende mit medizinischen Problemen - insbesondere einen Überblick über die Anzahl der Reisenden zu schaffen und besondere Situationen zu erkennen. Hierbei sind Menschen mit körperlichen Einschränkungen und alleinreisende Kinder besonders zu beachten. Im Anschluss an die Ersterkundung verlässt jeweils der Truppführer des Betreuungstrupps an der Nahtstelle zwischen den Unterabschnitten den Zug und meldet dem Staffelführer die Anzahl und den Versorgungszustand der Reisenden in seinem Unterabschnitt. Der Betreuungshelfer verbleibt im Zug als Ansprechpartner der Reisenden. Nach Abgabe der Meldung und Klärung weiterer Aufgaben betritt auch der Truppführer wieder den Zug in seinem Unterabschnitt. Beide führen erforderliche Betreuungsmaßnahmen durch und stehen insbesondere als Ansprechpartner für die Reisenden zur Verfügung, in dem sie diese über die nun folgenden Maßnahmen, insbesondere die Ausgabe von Getränken und Snacks, informieren. \\ | Die Ersterkundung hat - neben der Hilfe für Reisende mit medizinischen Problemen - insbesondere einen Überblick über die Anzahl der Reisenden zu schaffen und besondere Situationen zu erkennen. Hierbei sind Menschen mit körperlichen Einschränkungen und alleinreisende Kinder besonders zu beachten. Im Anschluss an die Ersterkundung verlässt jeweils der Truppführer des Betreuungstrupps an der Nahtstelle zwischen den Unterabschnitten den Zug und meldet dem Staffelführer die Anzahl und den Versorgungszustand der Reisenden in seinem Unterabschnitt. Der Betreuungshelfer verbleibt im Zug als Ansprechpartner der Reisenden. Nach Abgabe der Meldung und Klärung weiterer Aufgaben betritt auch der Truppführer wieder den Zug in seinem Unterabschnitt. Beide führen erforderliche Betreuungsmaßnahmen durch und stehen insbesondere als Ansprechpartner für die Reisenden zur Verfügung, in dem sie diese über die nun folgenden Maßnahmen, insbesondere die Ausgabe von Getränken und Snacks, informieren. \\ | ||
- | Vorteilhafterweise halten sich Truppführer und Betreuungshelfer ansonsten jeweils im 2. und 3. Wagen ihres Unterabschnitts auf, um sowohl von allen Reisenden ihres Zugteils als auch sich selbst gegenseitig | + | Vorteilhafterweise halten sich Truppführer und Betreuungshelfer ansonsten jeweils im 2. und 3. Wagen ihres Unterabschnitts auf, um sowohl von allen Reisenden ihres Zugteils |
==== Folgemaßnahmen ==== | ==== Folgemaßnahmen ==== | ||
- | In der Folge sollten nach Absprache mit dem Notfallmanager des Eisenbahnverkehrsunternehmens und/oder dem Zugchef insbesondere erste Verpflegungsmaßnahmen (Ausgabe von Kaltgetränken und Snacks) erfolgen.((dies dient nicht nur der Versorgung der Reisenden , sondern ist auch ein probates Mittel der ersten sozialen Betreuung.)) Die Entscheidung hierüber trifft das Eisenbahnverkehrsunternehmen; | + | In der Folge sollten nach Absprache mit dem Notfallmanager des Eisenbahnverkehrsunternehmens und/oder dem Zugchef insbesondere erste Verpflegungsmaßnahmen (Ausgabe von Kaltgetränken und Snacks) erfolgen.((dies dient nicht nur der Versorgung der Reisenden, sondern ist auch ein probates Mittel der ersten sozialen Betreuung.)) Die Entscheidung hierüber trifft das Eisenbahnverkehrsunternehmen; |
Weitere Maßnahmen, die über diese Erstmaßnahmen hinausgehen (z.B. Unterstützung beim Transport von Reisenden mit körperlichen Einschränkungen, | Weitere Maßnahmen, die über diese Erstmaßnahmen hinausgehen (z.B. Unterstützung beim Transport von Reisenden mit körperlichen Einschränkungen, | ||
===== Zusammenfassung ===== | ===== Zusammenfassung ===== | ||
* Kräfteansatz für einen 8-Wagen-Zug: | * Kräfteansatz für einen 8-Wagen-Zug: | ||
- | * Kräfteansatz für zwei 8-Wagen-Züge | + | * Kräfteansatz für zwei 8-Wagen-Züge: |
- | * Kräfteansatz für drei 8-Wagen-Züge | + | * Kräfteansatz für drei 8-Wagen-Züge: |
* Einsatzführungsdienst des Kreisverbandes nach den örtlichen Vorgaben, ggf. Einsatzstab des Kreisverbandes | * Einsatzführungsdienst des Kreisverbandes nach den örtlichen Vorgaben, ggf. Einsatzstab des Kreisverbandes | ||
* Weitere Kräfte lage- und auftragsorientiert aus dem Gesamtpotential des Komplexen Hilfeleistungssystems des Kreisverbandes. | * Weitere Kräfte lage- und auftragsorientiert aus dem Gesamtpotential des Komplexen Hilfeleistungssystems des Kreisverbandes. | ||
+ | |||
+ | Falls die Länge und Zusammenstellung der Züge von den Standards abweicht, ist der Kräfteansatz lageorientiert anzupassen. | ||